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Neid: Ein Gefühl, das uns anspornen oder ausbremsen kann

Neid: Ein Gefühl, das uns anspornen oder ausbremsen kann

Vier Wochen Portugal direkt am Meer im Surfcamp. Dort vormittags und abends am Laptop arbeiten, dazwischen den Strand und die Wellen genießen. Eingebunden sein in einer Community aus Menschen, die genauso viel reisen und ihren Sport leben. Das ist die Bilanz meiner Freundin Jana aus diesem Sommer. Unterm Jahr ist sie eher selten zu Hause ist, ihre Wohnung vermietet sie dann gerne unter und verbringt dann irgendwo auf der Welt mehrere Wochen und Monate. Die Social Media Managerin ist ein digitaler Nomade, wie es neudeutsch so schön heißt. Sie ist Freiberuflerin und arbeitet völlig ortsunabhängiges, führt ein multilokales Leben, geht Snowboarden und Wandern, Wellenreiten und global auf Tour. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich trotzdem – von unterwegs. Und auf Facebook und Instagram sehe ich dann ihre wunderschönen Bilder – beeindruckende Impressionen von den vielen Locations, die sie besucht. Irgendwie macht mich das neidisch. Ein Leben führen wie Jana, denke ich mir manchmal, das wär’s doch. Diese völlige Freiheit und Unabhängigkeit, das Entdecken so vieler Erdteile, der Kontakt mit schillernden Persönlichkeiten, der Blick über den Tellerrand – und das alles finanziert. Der Neid, der mich da überkommt, ist für mich ein ungewohntes Gefühl.

Da wird einer grün oder gelb vor Neid – kennen Sie diese Redensart? Beide Farben gelten als Symbolfarben für den Neid. Seinen Ursprung hat das in der so genannten Säftelehre der antiken Ärzte Hippokrates (gestorben 377 v. Chr.) und Galen (gestorben 199 n. Chr.). Neid, Missgunst und ärgerliche Erregung erzeugen einen Überfluss an gelber Galle, gleichzeitig entzieht uns das Gefühl Saft und Kraft – so die Feststellung der Lehrmeister. (Udem) Und die umgangssprachliche Formulierung, dass einer vor Neid platzt, war als Redensart schon im Altertum gebräuchlich. Sie geht zurück auf eine Fabel des römischen Dichters Phaedrus: Auf einer Wiese erblickte einst ein Frosch einen Ochsen und berührt von Neid auf die so große Gestalt blähte er seine runzelige Haut auf. Dann fragte er seine Söhne, ob er größer sei als der Ochse. Die verneinten, also spannte er seine Haut mit größerer Anstrengung wieder an und fragte nochmals, wer jetzt größer sei. Und weil das immer noch der Ochse war, wollte sich der Frosch beleidigt zuletzt noch stärker aufblähen, doch sein Leib zerplatzte. (Phaedrus, wikipedia.de) Was soll die Fabel lehren? Zum einen, dass wir nicht etwas vortäuschen sollten, was man in Wirklichkeit nicht ist. Der Dichter appelliert, dass wir zufrieden sein sollten mit dem, was wir haben – anstatt uns dem Neid hinzugeben und zu begehren, was andere mehr haben. Das kann mal die fehlende Körpergröße sein oder eben auch Reichtum und Macht.

Wie entsteht Neid? Das Gefühl kommt auf, wenn wir uns mit anderen vergleichen und uns dabei klar wird, dass man etwas nicht besitzt, das der andere hat. Das nagt am Selbstbewusstsein, denn unweigerlich fragen wir uns, warum das so ist, wie das sein kann. Wir missgönnen dem anderen etwas. In meinem Umfeld gibt es Menschen, die von sich sagen, dass sie niemals neidisch sind. Ob ich das glauben kann? Denn neidisch sein heißt doch auch menschlich zu sein. Neid ist ein intensiver und in der Regel ein negativ bewerteter Gefühlszustand des Menschen. Ursprünglich kommt der Begriff aus dem Mittelhochdeutschen „nit“ und umschreibt eine bestimmte Gesinnung, durch die wir dem Feind im Kampf einen Schaden zufügen wollen.

Eine kleine Szene in einem Lokal: „Nein, der Schober!“ ruft ein Anzugträger einem anderen zu. Der kommt freudig erregt an den Tisch: „Ach, der Schröder!“ Da haben sich also zwei alte Schulkameraden nach Jahren zufällig wieder getroffen, tauschen Erinnerungen aus, ziehen Bilanz. „Mir geht es blendend“, protzt Schröder und zieht aus der Jackentasche drei Fotos, die er nacheinander auf die weiße Tischdecke knallt: „Mein Haus! Mein Auto! Mein Boot!“ Er strahlt dabei genügsam. Ein Moment der Stille, Blicke werden ausgetauscht. Plötzlich reagiert Schober, zeigt die Fotos von einem noch größeren Haus, einem noch schnelleren Auto, einem noch besseren Boot. Und setzt noch einen oben drauf: „Meine Dusche! Meine Badewanne! Mein Schaukelpferd!“ Zu sehen sind ein Springbrunnen, ein riesiger Außenpool und ein stolzes Tier. Während sein Gegenüber Schröder blass vor Neid wird und zu stammeln beginnt, zieht Schober einen weiteren Trumpf aus dem Ärmel: „Die Karte meines Anlageberaters.“ (YouTube Sparkasse) So ziemlich jeder Deutsche kennt den Spot der Sparkasse aus dem Jahr 1998. Der Dialog der beiden alten Bekannten wurde gewissermaßen zum geflügelten Wort.

Die Werbung spielt hier mit beliebten Statussymbolen. Und sie führt uns auch vor Augen, welchen Einfluss bestimmte Besitztümer auf unsere Lebenszufriedenheit haben. Neidisch geworden? Hätten Sie auch gerne einen Swimmingpool und ein Rennpferd? Neid macht sich breit, wenn es um Besitz und materielle Güter geht. Doch wir können auch auf Erfolg, auf Leistung oder auf körperliche Vorzüge neidisch sein. Wenn uns der Neid regiert, steckt darin auch ein stückweit Anerkennung für die Leistung und die Fähigkeiten eines anderen Menschen. Der Volksmund macht das mit Aussagen wie „Das hat er gut gemacht, das muss der Neid ihm lassen!“ deutlich. Wem Neid entgegengebracht wird, der kann das also durchaus auch als Kompliment interpretieren. Bei Männern und Frauen ist Neid unterschiedlich ausgeprägt und auf verschiedene Dinge bezogen. „Der Neid ist die aufrichtigste Form der Anerkennung.“ So hat es der berühmte Karikaturist und Zeichner Wilhelm Busch einmal formuliert. Es geht dabei also nicht nur um Eigentum, Geld und Beruf, sondern oft auch um Intelligenz, Aussehen, Status und Attraktivität. Und wer die Unterbegriffe von Neid nachschlägt, findet sogar Formulierungen wie Futterneid und Sozialneid.

Grundsätzlich ist das Gefühl nicht zu verurteilen, Neid kann durchaus seine positiven Effekte haben. Neid kann uns als Ansporn und Motivation dienen. Wie bei anderen Emotionen gilt jedoch auch hier: Wichtig ist, sich darin nicht fest zu beißen oder darin stecken zu bleiben, denn dann wird es ungesund. Im Umgang mit Neid hilft eine einfache Selbstcoaching-Technik: Wenn Sie der Neid überkommt, dann analysieren Sie, worauf Sie eigentlich genau neidisch sind. Was hat der andere dafür getan, dass er sein Ziel, den Erfolg, den Status, das Wissen erreicht hat? Was wären der Preis und die Auswirkungen auf mein Leben, wenn ich dasselbe investieren würde – finanziell, zwischenmenschlich und zeitlich? Wäre ich bereit, diesen Preis zu zahlen?

Neid entsteht genau dann, wenn wir innerlich jemanden anderen größer machen als er ist. Genau das ist mir als Rednerin früher so gegangen: Bei den jährlichen internationalen Speaker-Treffen habe ich die Vorträge und Auftritte meiner Kollegen verfolgt und sie innerlich viel größer gemacht als sie eigentlich sind. Erst viel später habe ich erkannt, dass auch in dieser Branche viele Menschen sehr dünne Bretter bohren und mehr vorgeben, als sie wirklich sind. Viel wichtiger war für mich jedoch die Einsicht, dass ich mich in dem Moment, in dem ich andere er- oder überhöht habe, ich mich selbst kleiner machte. Die intensiven Vorbereitungen, die langjährigen Erfahrungen und die eigenen Erfolge habe ich mir selbst gegenüber nicht anerkannt. Viele Menschen tun sich genau damit schwer. Neidgefühle entstehen auch dann, wenn wir zu hohe Erwartungen an uns und das Leben haben oder uns gerade in einer Lebenskrise befinden. Was dann hilft, ist das Bewusstsein über die eigene Einzigartigkeit.

Übung

Reflektieren Sie: Was genau macht mich einzigartig? Was macht mich als Individuum aus? Was sind meine besonderen Stärken, Fähigkeiten und Fertigkeiten? Was habe ich bis hier und heute schon alles geschafft? Sind es die äußere Dinge wie Uhren, Autos und Klamotten, die mich so einzigartig machen? Oder was fällt mir noch dazu ein?

Schreiben Sie einmal alle Schätze auf, die Sie umgeben und finden Sie für jeden Begriff ein passendes Symbol. Legen Sie diese Schätze anschießend einzeln in eine Schatztruhe, die Sie sich vor Ihrem geistigen Auge vorstellen. Malen sie sich diesen besonderen Platz möglichst genau aus – mit dem vielen Gold und den glitzernden Edelsteinen. Sie steht Ihnen jetzt immer dann zur Verfügung, wenn Sie an sich selbst zweifeln oder neidisch auf jemanden sind. Holen Sie sich geistig dann einen Gegenstand als Anker aus der Schatztruhe – zum Beispiel die Krone, die vielleicht für Ihre innere Größe und Würde steht.

Auszug aus Antje Heimsoeth. Frauenpower: Mentale Stärke für Frauen. Springer

Literaturverzeichnis

Phaedrus: Fabulae, Rana Rupta et Bos, Liber primus, http://www.lateinheft.de/phaedrus/phaedrus-fabulae-124-rana-rupta-et-bos-ubersetzung/. Zugegriffen am 14.10.2017

Udem, P.: Redensarten-Index, https://www.redensarten-index.de/suche.php?suchbegriff=~~der%20blasse%20%2F%20gelbe%20Neid&bool=relevanz&suchspalte%5B%5D=rart_ou. Abgerufen am 14.10.2017

YouTube: Sparkassen-Werbung, https://www.youtube.com/watch?time_continue=5&v=Z-rvb5qoalY. Zugegriffen am 14.10.2017

Der Vortrag zum Thema Frauenpower:

Frauenpower. Gelassen. Souverän. – Mentale Stärke für Frauen

Mangelndes Selbstbewusstsein ist ein typisch weiblicher Stolperstein im Business. Wir schätzen unseren Selbstwert im Vergleich zu Männern eher gering ein. Der größte Zweifler sitzt nämlich zwischen unseren Ohren. Unser „innerer Kritiker“ lässt uns immer wieder an der eigenen Leistung zweifeln. Ein grundliegender weiblicher Wunsch ist es, gemocht zu werden. Doch dabei lassen wir außer Acht, dass der Ursprung dafür in der Selbstliebe liegt. Wir wollen gemocht werden? Fangen wir bei uns selbst an. Lernen wir, uns selbst die beste Freundin zu sein! Und wie wollen wir andere von uns und unserem Können überzeugen, wenn wir selbst nicht überzeugt sind?

Es braucht es, ob in der Wirtschaft oder andernorts, vor allem Eigenverantwortung, Mut und Initiative von Frauen. Ein klares Bekenntnis zu den eigenen Zielen und Visionen, ein konsequentes Streben nach Zielerreichung und der Mut, dafür auch auf Pfaden zu wandeln, die noch nicht ausgetreten sind. Raus aus der Komfortzone, rein in die Weiterentwicklung!

Wenn Sie erfolgreich sein wollen, dann gehen Sie an Ihre Grenzen und lernen Sie, diese zu überwinden. Gesteckte Ziele erreichen Sie nur, wenn Sie Ihre Komfortzone verlassen und den Schritt über vermeintliche Grenzen wagen. Geben Sie immer Ihr Bestes, lernen Sie aus Fehlern und seien Sie zielstrebig! Mit Durchsetzungsvermögen, Flexibilität, Disziplin und Reflektion kommen Sie Ihren Zielen Stück für Stück näher. Hören Sie auf, sich mit anderen zu vergleichen, sonst bleiben Sie mittelmäßig und machen sich selbst klein. Bleiben Sie bei sich und finden Sie Ihren eigenen Weg zum Erfolg. Auf diese Weise können Sie Ziele erreichen, von denen Sie vorher niemals zu träumen gewagt hätten!

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