Visualisierung zur Überwindung von Versagensängsten I Sportmentaltraining
Visualisierung zur Überwindung von Versagensängsten I Sportmentaltraining
15. November 2024
Herausforderungen für die eigene mentale Gesundheit I Sportmentaltraining
Herausforderungen für die eigene mentale Gesundheit I Sportmentaltraining
18. November 2024
Visualisierung zur Überwindung von Versagensängsten I Sportmentaltraining
Visualisierung zur Überwindung von Versagensängsten I Sportmentaltraining
15. November 2024
Herausforderungen für die eigene mentale Gesundheit I Sportmentaltraining
Herausforderungen für die eigene mentale Gesundheit I Sportmentaltraining
18. November 2024

Strategien zur Vertrauensbildung für Trainer I Sportmentaltraining für Trainer

Strategien zur Vertrauensbildung für Trainer I Sportmentaltraining für Trainer

„Selbstvertrauen ist einer der am häufigsten genannten Faktoren, von denen angenommen wird, dass sie die sportliche Leistung beeinflussen.“ (APA PsycNet®)

Mentale Stärke ist untrennbar mit Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein verbunden. Je stärker das Fundament der eigenen Führung ist, umso besser kann ich auch andere führen. Wenn ich mir selbst nicht vertraue, wie sollen mir dann andere, wie z.B. Eltern, Ärzte und Sportler, vertrauen? Sich selbst vertrauen, heißt um seine Stärken und Fähigkeiten zu wissen. Etliche Trainer richten ihren Fokus meines Erachtens noch zu sehr auf Defizite und Misserfolge bei den Athleten, oft auch bei sich selbst.  Dabei sind wir nur dann erfolgreich, wenn wir uns unsere Stärken bewusst machen und uns an ihnen orientieren. Der Glaube an uns selbst und unsere Fähigkeiten  ist entscheidend dafür, ob wir Zugang zu unserem vollen Potenzial erhalten und es für uns nutzen können. Wer diese innere Kraftquelle anzapft, schafft die Basis für Höchstleistungen – bei sich und bei seinen Athleten.

Durch die Schaffung klarer Erwartungen, die Entwicklung positiver Beziehungen zu den Athleten, die Förderung des Selbstvertrauens, das konstruktive Feedback und die Feier von Erfolgen gemeinsam als Team, spielen Trainer eine wesentliche Rolle beim Aufbau des Selbstvertrauens.

Der deutsch-kanadische Eishockeytrainer Ralph Krueger, der als erster deutscher Headcoach in der National Hockey League antrat, sagt: „Das Unmögliche kann möglich werden, unter der Voraussetzung, dass wir daran glauben.“

Der frühere Fußball-Bundestrainer Joachim Löw setzte bei der WM 2014 beim Finale in Rio de Janeiro auf die Stärkung des Selbstvertrauens seiner Spieler. Bevor er Mario Götze in der 88. Minute einwechselte, gab er dem jungen Mittelfeldspieler einen Satz mit auf dem Weg: “Jetzt zeig` der Welt, dass du besser bist als Messi.” Götze war es, der mit seinem Treffer in der 113. Minute das Spiel entschied und Deutschland zum fünften Weltmeistertitel schoss. Löws Worte haben den damals erst 22-jährigen motiviert. Und es war Götzes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die Möglichkeit, das Spiel aus eigener Kraft zu drehen, die ihn zum Helden von Rio machten.

Weiterlesen in meinem Buch „Mentale Stärke. Was wir von Spitzensportlern lernen können“. Beck (kompakt)

Adam Lallana, ein Mittelfeldspieler von Jürgen Klopp, fasste es mal zusammen: „Klopp hat viel darüber gesprochen, dass die Mannschaft Selbstvertrauen haben und an sich glauben muss.“Einige Athleten gewinnen Selbstvertrauen durch die Tipps ihres Trainers, während andere Selbstvertrauen durch soziale Unterstützung fanden. Hier sind sechs Strategien, die Trainer ausprobieren können:

#1 Fähigkeiten und Stärken verstärken
Erinnern Sie Sportler regelmäßig an ihre Leistungen, ihre Erfolge (im Training und im Wettkampf), ihre Stärken und Verbesserungen, die entweder kurz- oder langfristig erzielt wurden (positive Verstärkung).
Das kann passieren mit Hilfe von Videomaterial, laminierte Erinnerungskarten, die jeden Monat aktualisiert werden, Wall of success, einem Erfolgsspalier, einer Wertschätzungsdusche, einem Erfolgstagebuch oder –journal (mit Photos), einem Stärkenbaum.

Mehr zum Thema Selbstvertrauen und Stärken stärken in meinem Buch „Sportmentaltraining. Erfolg beginnt im Kopf“, 3. stark überarbeitete Auflage. pietsch

#2 Feedback
Oscar Wilde sagte einst „Ich möchte die Kritik ein Schaffen aus Geschaffenem nennen“ und verwies damit schon früh auf die Kernfunktion von Feedback. Feedback geben bedeutet eine Rückmeldung auf eine erbrachte Leistung oder ein Verhalten und schafft die Voraussetzung dafür, zu wissen, ob etwas fortsetzungs- oder verbesserungswürdig ist. Ein Feedback ist wie ein Echo auf den Ruf im Nebel der Ungewissheit.

Ein Feedback ist allerdings nur dann hilfreich für uns, wenn wir es zulassen und annehmen können. Dabei kommt der Qualität des Feedbackgesprächs eine entscheidende Rolle zu: Es muss konstruktiv und ehrlich sein. Weder Lobhudelei noch Zynismus bringen andere weiter, sondern „Ehrlichkeit ist der schönste Juwel der Kritik“, wusste schon Benjamin Disraeli. Ein gutes Feedback ist eine ausgewogene Rückmeldung, die sachlich und zielorientiert ist. Das Ziel ist die persönliche und auch sportliche Weiterentwicklung des Sportlers, eben das Schaffen aus etwas Geschaffenem.

Positives Feedback zu geben ist für einen Sportler der beste Weg, besser zu spielen, seine Fehler schnell zu korrigieren und ihn motiviert zu halten.

#3 Unterrichtsstrategien
Ein Trainer kann das Selbstvertrauen der Athleten, die er oder sie trainiert, durch die Art und Weise der Anweisungen und die Auswahl der Übungen, die in den Trainingseinheiten verwendet werden, stärken.

„Da ich den Fußball von Kindesbeinen an lebe und liebe und jahrelang selbst sehr erfolgreich gespielt habe, überzeuge ich bei meinen Spielern immer noch durch aktives Trainieren neben den theoretischen Anweisungen. Ich kann es ihnen immer noch vormachen und dadurch meinen Worten Taten folgen lassen. Das schafft ebenfalls Vertrauen, da sie sehen, dass ich weiß, wovon ich spreche. Ich halte meine Zusagen und Absprachen ein. Ich bin ein konstantes positives Vorbild und bin loyal meiner Umwelt gegenüber.“ Kurt Kowarz, Fußballtrainer

Weiterlesen in meinem Buch „Vertrauen entscheidet. Die vergessene Basis der Führung“. Haufe

#4 Worte haben Macht

Der entscheidende Moment ist jener, der unmittelbar vor der abzuliefernden Performance liegt. Für jeden Einzelnen spielt es dann eine Rolle, was er oder sie vom Umfeld zu hören bekommt. Das wird oft unterschätzt, denn Trainer messen ihren Worten häufig zu wenig Bedeutung bei. Dabei bleibt das zuletzt von anderen Gesagte und von mir Gehörte vor einer Herausforderung hängen. Einmal ausgesprochen, lassen sich Worte nicht zurückholen und entfalten ihre heilbringende oder unheilvolle Wirkung. Es wirkt sich aus, ob ich Unterstützendes, Wachrufendes, Bewegendes auf dem Weg in einen Wettkampf gehört habe oder das Gegenteil davon.

Jürgen Klopp: „Spieler brauchen Freiheit, um ihr Potenzial entwickeln zu können. Man muss sie auch mal machen lassen. […] Wichtig ist, jungen Spielern zu vermitteln, dass man ihnen Zeit für Entwicklung gibt.“ Vom Spielfeldrand aus reiche ihm oft ein Blickkontakt, um einzelne Spieler aufzubauen, wenn eine Aktion schlecht gelaufen sei (Quelle: Der Hausarzt). Vertrauen setzt die Bereitschaft voraus, auch Fehler zu verkraften. Klopp schenkt den Spielern Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Das lässt den Einzelnen mehr an sich glauben und setzt Leistungsvermögen frei. Trainer, die in schwierigen Situationen an ihre Sportler glauben, stärken deren Selbstvertrauen. Und das ist eine nicht zu unterschätzende Kraftquelle angesichts von Herausforderungen.

Weiterlesen: Das Wunder von Anfield – Was Führungskräfte von Jürgen Klopp lernen können

#5 Entwicklung positiver Beziehungen
Eine unterstützende Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens zwischen Spielern und Trainern kann als Grundlage dafür dienen, Athleten Selbstvertrauen zu gewähren. Diese positive Atmosphäre fördert die offene Kommunikation, die es den Spielern ermöglicht, sich wohl zu fühlen und ihre Bedenken und Einwände zu diskutieren.

#6 Offene und angstfreie Kommunikation
„Meine Spieler dürfen konstruktive Kritik üben, selbst Vorschläge unterbreiten und natürlich auch ihre Meinung sagen und vertreten. Sie wissen, dass sie so situationsabhängig Einfluss auf Entscheidungen haben können. Basis hierfür ist eine offene und angstfreie Kommunikation bei gemeinsamen Sitzungen und Besprechungen.“ Kurt Kowarz, Fußballtrainer

Literatur

  • APA PsycNet®. https://psycnet.apa.org/record/2007-07146-029APAp
  • Hays et al., 2007; Vargas-Tonsing et al., 2004

© Antje Heimsoeth, Heimsoeth Academy, info@antje-heimsoeth.de

Aus- und Weiterbildungen Mentaltraining für Sportler & Trainer

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert