Selbstständigkeit – Gibt es DAS Erfolgsrezept?
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2. Juni 2017Verzeihen und Vergeben
Ich hatte im Coaching einen Vorstand, der sieben Jahre in einem großen Unternehmen gearbeitet hat. Seine Frau hat ihm eines Tages mutig Feedback gegeben und meinte, er sei schon etwas zum A… mutiert. Ob er nicht selbst merken würde, dass er jeden Tag verbitterter, grantiger, schlecht gelaunter von der Arbeit nach Hause käme. Letztendlich hat er sich dann entschieden in diesem Unternehmen als Vorstand aufzuhören und sich nach einer neuen Aufgabe umzusehen. Hier ist eben ganz, ganz wichtig, die Tätigkeit im Unternehmen, das er verlässt, zu einem guten Ende zu bringen, bevor er im neuen Unternehmen anfängt. Ansonsten wird man eventuell im neuen Unternehmen Menschen für Dinge verurteilen, die einfach nur an Ereignisse und Erfahrungen im alten Unternehmen erinnern (Projektionen). Man hat Angst, dass sich Dinge wiederholen.
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Was habe ich mit ihm im Coaching erarbeitet?
Er hat für sich ein Ritual entwickelt. Am letzten Tag musste er auch seinen Firmenwagen abgeben. Daher fuhr er mit dem Fahrrad vom Firmengelände, begleitet von seiner Sekretärin, die damals auch in ein anderes Unternehmen wechselte. Er bleibt noch mal am Tor stehen, überlegt sich: Habe ich wirklich alles geklärt, was es zu klären gibt? Und wenn nicht, wie erledige ich das jetzt noch? Was ist noch zu tun? Und erst dann fuhr er weiter. Er hat seine Sekretärin noch zu einem abschließenden Essen eingeladen. Dann begann er bewusst eine neue berufliche Herausforderung ohne wieder und wieder in den „Rückspiegel“ zu schauen.
Um es mal in dein Leben zu übertragen: Du schließt gerade einen Lebensabschnitt ab und es warten neue Herausforderungen auf Dich.
Übung:
Lege dir im Raum ein Seil aus. Das Seil bildet die „Grenze“ von einem Lebensabschnitt in den nächsten. Kläre erst noch mal auf der Seite der Vergangenheit all das, was noch zu klären ist. Sprich eventuell noch mal Dinge an, formuliere Sätze an eine Person, mit der noch etwas offen ist, auch wenn diese Person nicht im Raum ist. Und wenn du das Gefühl hast, das alles geklärt ist und getan wurde, dann stelle dich direkt auf die „Grenze“ zwischen deiner Vergangenheit und Zukunft. Prüfe ein weiteres Mal, ob du in „Frieden“ mit deiner Vergangenheit bist. Prüfe, ob dir Affirmationen (positive Selbstgespräche) helfen. Und wenn, welche Affirmationen für dich passen. Zum Beispiel: „Ich entscheide mich jetzt bewusst für diesen Schritt. Ich lasse alles los, was meiner Zukunft nicht dienlich ist, und gehe weiter. Ich freue mich auf die neuen Herausforderungen, die da auf mich warten. Ich vertraue mir und meiner Zukunft.“ Und dann mache wirklich bewusst einen Schritt in deinen neuen Lebensabschnitt hinein.
Ein anderer Fall ist: Ein Geschäftsführer wurde gekündigt, wobei ihm das gerade recht kam, da er mit dem Inhaber des Unternehmens nicht zurechtkam. Er bewirbt sich um einen neuen Geschäftsführerposten. Jetzt bin ich ja immer sehr neugierig und daher habe ich immer mal wieder angerufen und gefragt: „Hey, wie laufen denn deine Bewerbungen und Vorstellungsgespräche?“ Er erzählte mir von einem Gespräch, wo er schon mit dem Betreten des Unternehmens wusste, dass das wohl nicht das Unternehmen sei, für das er arbeiten wolle. Die Dame am Empfang sei so abweisend und mürrisch gewesen. Mitarbeiter, die an ihm vorbeigelaufen seien, hätten Gespräche geführt, die nicht so gewesen seien, dass er Lust bekommen hätte für dieses Unternehmen zu arbeiten. Nachdem ich immer wieder von solchen Einschätzungen von ihm gehört habe, drängte sich mir auf: „Hey, kann es sein, dass gar keine neue berufliche Herausforderung finden möchtest? Du große Angst hast, dass sich die Verletzungen, die dir die letzten fünf Jahre in deinem alten Job zugefügt worden sind, wiederholen könnten?“
Denn mich erinnerte das etwas an eine Situation in meinem Leben. Als meine Ehe scheiterte, stand ein Wohnungswechsel an. Denn mit der Wohnung, in der ich mit meinem Ex-Mann gelebte hatte, verband ich zu viele Erinnerungen. Egal, welche Wohnung ich mir anschaute, jede Wohnung war zu klein, zu groß, zu teuer, zu laut, zu leise, zu dunkel. Es gefiel mir einfach keine Wohnung. Damals hatte eine Freundin den Mut mir zu sagen: „Hey, Antje, du willst doch gar nicht umziehen. Sei doch mal ehrlich dir selbst gegenüber.“ Das saß. Ich dachte über ihre Worte nach und in der Tat, ich hatte noch nicht wirklich den Schritt innerlich vollzogen, ich wollte noch nicht loslassen. Für einen Neuanfang war allerdings ein Umzug sehr wichtig, denn mit der Wohnung, in der ich ja viele Jahre mit meinem Ex-Mann gelebt hatte, verband ich all die Erinnerungen guter und schlechter Art, die mich dann auch weiterhin mit meinem Ex-Mann verbunden hätten. Als mir das bewusst geworden war, hatte ich sehr schnell eine neue Wohnung gefunden.
Ich höre immer wieder von Kunden, wenn es um das Thema Beziehungen geht, wie sich nicht verziehene Dinge immer wieder zeigen. Beispiel: Ein Paar fährt gemeinsam zum Flughafen. Er möchte noch auf dem Weg zum Flughafen seine Tochter abholen, damit diese das Auto wieder mitnehmen könne und er das Auto nicht teuer am Flughafen parken müsse. Der Umweg über die Stadt hatte das Risiko, in einen Stau zu geraten, denn am Frankfurter Ring in München gibt es fast immer Stau. Nachdem die Beiden aber schon etwas knapp dran waren, wollte sie definitiv nicht mehr in die Stadt fahren, sondern direkt zum Flughafen. Darauf reagierte er wie folgt: „Äh, Du bist wie meine Ex.“ Natürlich ist seine neue Freundin nicht die Ex, sondern sie hat vielleicht den einen oder anderen Charakterzug oder Verhaltensweise, die auch schon seine Ex-Frau hatte. Nur das zu trennen, ist eben extrem wichtig für eine neue erfüllte Beziehung.
Verzeihen ist ja auch ganz wichtig für Kriegsopfer, für die Opfer aus der Nazi-Zeit. Gerade als Betroffene/r im Krieg oder in der Nazi-Zeit ist es irgendwo auch nachzuvollziehen, dass man Schuldige sucht. Nur: Schuld ist immer etwas in die Vergangenheit Gerichtetes und Verzeihen ist etwas für die Zukunft Förderliches.
Was sind also Schritte zur Versöhnung, zum Verzeihen?
Hier lasse ich folgenden Satz sprechen: „Ich verzeihe dir all das, was du mir angetan hast, und ich bitte dich um Verzeihung für all das, was ich dir angetan habe.“ Und dabei stellst du dir die Person, um die es geht, mental vor, setzt sie mental auf einen Stuhl im Raum. In Beziehungen sind immer beide am Scheitern beteiligt und daher gehen die Sätze immer in beide Richtungen.
Alternative: Du nimmst dir einen Zettel und schreibst Sätze, wie „Ich möchte … “ – und fügst dort den Namen ein – „dafür vergeben, dass …“ – und ergänzt diesen Satz bzw. schreibst „Ich wünsche mir von “ zum Beispiel Martin, „Vergebung dafür, dass …“ und fügst auch hier all die Dinge ein, für die du gerne Vergebung haben möchtest. Kläre für dich, von wem du dir Vergebung wünscht und wem du vergeben möchtest. Mit wem möchtest du dich versöhnen? Wer möchte sich mit dir versöhnen und es wurde auch schon ausgesprochen, aber du hast bis zum heutigen Zeitpunkt der Versöhnung nicht zugestimmt, hattest die Versöhnung abgelehnt. Werde dir gewahr, aus welchen Gründen du von jemandem enttäuscht bist. Werde dir bewusst, welche Bedürfnisse von dir in dem Moment nicht gehört wurden. Wer ist für die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse zuständig? Genau, du selbst.
Rituale
Dann greife ich schon mal zu einem Ritual, das ein bisschen esoterisch anmuten mag. Gelernt habe ich es in meiner Ausbildung zum Thema „Flow“ (nach Csikszentmihalyi).
Schreibe all deine negativen Gefühle auf einen Zettel oder mehrere Zettel und dann gehe mit diesen Zetteln raus, verbrenne sie und wirf die Asche in den Fluss, der dann sozusagen die allerletzten Reste mitnimmt. Da sind natürlich verschiedene ähnliche Rituale denkbar. Du kannst zum Beispiel auch einen Stein nehmen und all die negativen Gefühle auf den Stein schreiben, den Stein sozusagen damit impfen und dann nimmst du diesen Stein und wirfst diesen in den See.
Häufig hilft auch ein Perspektivenwechsel und den nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich, also zum Beispiel den Raum zu wechseln oder zumindest den Stuhl zu wechseln und dann aus der geänderten Perspektive heraus noch mal auf das zu schauen, was passiert ist.
Eine weiter Möglichkeit: Nutze deine Vorstellungskraft (Visualisierung). Visualisiere, wie du dich mit der betreffenden Person versöhnt hast. Spüre nach, wie sich das anfühlt. Mache das mit vielen Details über alle Sinne. Was gibt es dort zu sehen, zu hören, zu fühlen und eventuell zu riechen und zu schmecken?
Und als letzte Idee für heute: Warte nicht darauf, dass der Mensch, mit dem du im Clinch bist, auf dich zugeht und das Gespräch sucht, dich anruft und ihr euch zum Beispiel zum Essen verabredet, sondern gehe du auf den Menschen zu, verzeihe und suche Versöhnung.
© Ihre Antje Heimsoeth
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1 Comment
Vergeben neudeutet für mich auch los zulassen. Zu vergeben oder zu verzeihen ist eigentlich mehr für einen Selbst, als für den Gegenüber. Wenn wir das nicht tun schränkt es uns in unserem persönlichen Fortschritt ein. Ich habe ein wenig über das Thetahealing gelesen und das beschäftigt sich auch mit Vergeben und Verzeihen. Haben Sie dies bezüglich schon Erfahrungen gemacht?